Hamburg, am 29.09.2022 – Allergien sind auf dem Vormarsch, immer mehr Menschen sind davon betroffen und suchen in den allergologischen Fachpraxen nach Rat und Behandlung. Zugleich sinkt die Zahl der Ärztinnen und Ärzte mit Zusatzbezeichnung „Allergologie“, und in den Praxen herrscht auch bei Medizinischen Fachangestellten (MFA) Fachkräftemangel. Die intensive Nachwuchsförderung von Ärztinnen und Ärzten, Anpassungen in der Praxisorganisation sowie die Nutzung neuer digitaler Angebote bilden Ansätze, der Problemlage zu begegnen.
Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann (Universitätsklinikum Augsburg) berichtete über die Arbeitssituation von Allergologinnen und Allergologen in Deutschland. Während die Zahl dieser Fachgruppe in der vertragsärztlichen Versorgung in den vergangenen Jahren stetig sank, nahm die Anzahl der von Allergien betroffenen Patientinnen und Patienten zu, und damit die Anforderungen an die Facharztpraxen. In einer aktuellen Umfrage weisen Allergologinnen und Allergologen darauf hin, dass sowohl die Ausbildung in ihrer Fachrichtung als auch die allergologische Versorgung sowie die Vergütung in Deutschland verbessert werden müssten.1
Niedrigschwelliges Angebot: Webinare und mehr bei „Faszination Allergologie“
Prof. Traidl-Hoffmann stellte ein Projekt vor, mit dem die Ausbildung in der Allergologie unterstützt werden soll: Die Plattform „Faszination Allergologie“, die auf Initiative des Allergieunternehmens ALK gestartet wurde, hat es sich zum Ziel gesetzt, Nachwuchskräfte zu fördern. Junge Ärztinnen und Ärzte sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Allergologie finden hier regelmäßig Angebote zur Weiterbildung und Vernetzung mit renommierten Allergologinnen und Allergologen.
Medizinische Fachkräfte: Änderung bei Praxis-Abläufen und Strukturen
Auch die Situation der Medizinischen Fachkräfte in Allergologischen Praxen ist von Überlastung geprägt. Marion Saladin, Gesundheitspädagogin und 1. Vorsitzende des Verbands des Pneumologischen Assistenzpersonals (VPAD; Augsburg) berichtete über das Aufgabenprofil von Pneumologischen Assistentinnen und Assistenten (PA) sowie von Pneumologischen Fachassistentinnen und Fachassistenten (PFA), deren Aufgabenspektrum sich zur Entlastung der Ärztinnen und Ärzte erweitert hat. Zugleich gehen immer mehr Praxen dazu über, für Routineaufgaben Quereinsteigerinnen und -einsteiger zu beschäftigen, die wiederum die PA und PFA entlasten. Auch moderne Therapieformen wie die sublinguale Immuntherapie (SLIT) tragen zur Reduktion von Routinetätigkeiten in den Praxen bei.
Effizienzgewinne in den Praxen durch Apps und digitale Tools
Einen zusätzlichen Baustein, um die Fachkräfte-Misere in den allergologischen Praxen zu lindern, können Apps und digitale Tools sowie die im Aufbau befindliche Telematik-Infrastruktur bieten. Sebastian Seurig (Arzt, Klinikum Nürnberg Nord) erläuterte verschiedene digitale Angebote und ihren Nutzen für die allergologische Praxis. So könnten Online-Sprechstunden sowie Apps z.B. zur Medikationserinnerung zur Entlastung der Praxen beitragen. Andere Anwendungen haben das Potential zur Verbesserung von Arbeitsabläufen, Kommunikation und Effizienz, sind aber noch nicht umfassend implementiert. Sollte dies geschehen, so Seurig, seien spürbare Effizienzgewinne insbesondere in den Bereichen Aufklärung und Dokumentation zu erwarten.
1 Hollstein et al. DAK, 2022. Manuscript submitted